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16.01.2025
Wertschätzung für den Nachwuchs
Drei Auszubildende in der Heilerziehungsassistenz (HEA), sieben Heilerziehungspflege (HEP)-Azubis und ein Quereinsteiger: Im laufenden Ausbildungsjahr verzeichnet die Habila in Markgröningen eine weit überdurchschnittliche Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. In den Vorjahren waren es durchschnittlich drei junge Menschen, die sich in der Heilerziehungspflege ausbilden ließen und einer, der den Beruf des Heilerziehungsassistenten anstrebte. Warum die Ausbildungsplätze so begehrt sind, zeigt ein Blick hinter die Kulissen.
Zusammenfassen lassen sich die verschiedenen Ansätze, die in den zurückliegenden Jahren umgesetzt wurden, unter dem Stichwort Wertschätzung. Sie wird in Markgröningen denjenigen entgegengebracht, die sich für eine Ausbildung in einem sozialen Beruf entscheiden. Aber auch denjenigen, die für eine gute Ausbildung des dringend benötigten Nachwuchses Verantwortung übernehmen.
So wurden der Umfang der Stellen für die HEP- und HEA-Mentoren ebenso aufgestockt wie der für die Praxisanleitung (PA) Generalistik und Altenpflegehilfe. Das hat Auswirkungen auf die Ausbildung und die Auszubildenden, die mit festen Ansprechpartnern über die gesamte Zeit ihrer Ausbildung rechnen können. Um diese (und die Abteilungsleitungen) kennenzulernen, startet jeder Ausbildungsjahrgang am ersten Tag mit einer Begrüßung im Mehrzwecksaal.
Im Januar findet dann das erste Azubitreffen statt. Aktuelle Themen und die Jahresplanung stehen dort auf dem Programm. Dazu gehört auch die jährliche Berufsausbildungsmesse im Forum Ludwigsburg, bei der alle Mentor*innen und Praxisanleiter*innen gemeinsam mit den Azubis die Einrichtung repräsentieren und für ihre Ausbildungsberufe werben. Aufs Gleis gesetzt wird beim Januar-Meeting zudem das neue Azubiprojekt. Dafür stellt die Habila jedes Jahr ein Budget in Höhe von 2500 Euro zur Verfügung, das die Auszubildenden eigenverantwortlich einsetzen dürfen.
Für den jeweiligen Abschlussjahrgang findet im Juli ein gemeinsames Grillen zum Abschluss statt. Jede*r Auszubildende wird mit einer persönlichen Rede von Mentor*in oder Praxisanleitung verabschiedet – im besten Fall in eine anschließende Tätigkeit als Fachkraft bei der Habila. Eingeladen sind zu dieser Veranstaltung stets auch die Schulen und deren Fachbereichsleitungen.
Seit vergangenem Jahr ist auch ein gemeinsamer Azubi-Ausflug ins Programm aufgenommen worden. Die verschiedenen Treffen, bei denen alle Azubis unabhängig von ihrem Ausbildungsgang anwesend sind, tragen auch zum Zusammenhalt bei. So ist in den vergangenen Jahren eine gegenseitige Unterstützung zwischen den Azubis entstanden. Die Pflege-Auszubildenden helfen den HEPs bei Pflegeplanungen in der Schule, umgekehrt die HEPs den Pflege-Azubis bei pädagogischen Angeboten.
Eine gute fachliche Ausbildung, die immer auf dem neuesten Stand ist, gewährleisten regelmäßige Austauschtreffen der Mentoren und PAs. Gegenseitiges Reflektieren des Mentorings und wechselseitige Hilfe und Unterstützung stehen hier im Vordergrund. Die jeweiligen Ausbilder*innen geben auch selbst und zusammen mit der Physioabteilung Fortbildungen in Selbsterfahrung, Umgang mit Hilfsmitteln, Qualitätsstandards/Expertenstandards Pflege und Lebensqualität in Wohnstätten. Kursübergreifende Fortbildungen, in denen die Theorie unmittelbar anhand von Fallbeispielen in die Praxis übertragen werden, gehören ebenfalls dazu.
Außerdem hospitieren die Azubis auch in den Verwaltungsberufen und lernen unter anderem die Hauswirtschaft näher kennen. Sie nehmen darüber hinaus an geplanten Fallbesprechungen mit dem Landratsamt teil und bekommen so Einblicke in ihre spätere Arbeit, in der sie solche Gespräche als persönliche Assistenz führen. Im ersten Lehrjahr durchlaufen die HEPs alle Hauptbereiche der Einrichtung im Rhythmus von jeweils drei Monaten: SGB XI, SGB IX mit dezentralen Wohnangeboten, Tagesstruktur und das „Wohnen am Wasserturm 2“, in dem Menschen mit geistiger Behinderung leben. In diesem rotierenden System können Auszubildende gut erkennen, in welchem Bereich sie sich spezialisieren möchten. Im 2. Lehrjahr wechseln sie dann in den ausgewählten Bereich und absolvieren hier ihre weitere Ausbildung. Dieses System motiviert die Azubis zusätzlich, weil gezielt auf ihre Interessen eingegangen wird. Mit Folgen: So konnten in diesem Jahr alle Azubis in den jeweiligen Bereichen übernommen werden.
Im zweiten Lehrjahr erhalten die Azubis in Markgröningen auch die Aufgabe, selbst Besprechungen mit dem Sozialdienst zu ITHP (Hilfebedarfspläne) und persönlicher Zukunftsplanung zu führen und hieraus eine Begleitplanung mit sechs Einheiten zu entwickeln. In solchen Modulen lernen sie nicht nur, wo sie sich Informationen und Hilfe einholen können. Sie dienen auch dazu, entlang einer Zielplanung zu arbeiten und diese im Sinne der Klient*innen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Beigetragen zur Nachfrage nach Ausbildungsplätzen hat auch die Öffentlichkeitsarbeit in ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Mitwirkung an Messen oder Kampagnen wie dem Aktionstag der Heilerziehungspflege wecken das Interesse der Öffentlichkeit ebenso wie Kooperationen mit Partnern wie der Möbelfirma Hofmeister (siehe den Beitrag „Gemeinsam einen Wohlfühlort gestalten“ in dieser Ausgabe). Im Internet ist die kontinuierliche Bespielung von Kanälen wie Instagram und Facebook wichtig. Aber auch die Präsenz auf Plattformen wie azubiyo und ausbildung.de haben die Reichweite erhöht und dazu beigetragen, zusätzliche Auszubildende für die Habila in Markgröningen zu gewinnen.
Nicht zu vergessen: die Bereitstellung von Praktikumsplätzen für Schüler*innen ab Klassenstufe 8 und regelmäßige Führungen für Schulklassen. Denn Wertschätzung für den Nachwuchs fängt früh an und ist eine Daueraufgabe.
| Frances Ullrich