Berufung für ein halbes Jahrhundert

Nach beinahe unglaublichen 53 Jahren, in denen sie für die Habila in Markgröningen oder deren Vorläuferorganisation gearbeitet hatte, beendete Herta Schmidt dieses Jahr ihre berufliche Tätigkeit.

Im Januar 1968 trat Herta Schmidt im Landesjugendheim in Bad Friedrichshall in die Dienste des damaligen Landeswohlfahrtsverbands Württemberg-Hohenzollern (LWV). Ihre Aufgabe dort bestand in der Betreuung von jugendlichen Müttern und deren Kindern bis zu einem Alter von eineinhalb Jahren.

Als der Betrieb dort eingestellt wurde, konnte sie zwischen einer Weiterbeschäftigung beim LWV an den Standorten Reutlingen oder Markgröningen wählen. Sie entschied sich für Markgröningen, weil sie ihren Sohn dorthin mitnehmen konnte und es ein passendes Umfeld für beide gab. In der Personal-Wohnsiedlung lebten einige andere Familien, auch Kindergarten und Schule waren vorhanden.

Von Juli 1971 an arbeitete sie auf einer Mädchenwohngruppe der Heimsonderschule in Markgröningen. Als die Schulträgerschaft der Heimsonderschule im Herbst 1975 wegen einer gesetzlichen Neuregelung auf das Land Baden-Württemberg überging und die Schule in das neu erbaute Gebäude am heutigen Standort umzog, blieb Herta Schmidt beim damaligen Behindertenheim Markgröningen. Sie arbeitete von nun an auf einer Frauenwohngruppe.

Die gesellschaftliche Teilhabe und die Selbständigkeit der Bewohner*innen waren ihr stets sehr wichtig. Dazu trug auch eine jährliche Freizeit bei, die von der Frauenwohngruppe unternommen wurde. Die niederländische Nordseeinsel Texel und Südtirol waren abwechselnd die Ziele der Freizeit. Als einen besonderen Höhepunkt ihrer beruflichen Tätigkeit ist ihr eine achttägige Reise nach Berlin, unmittelbar nach dem Mauerfall, in Erinnerung geblieben.

Auch andere Ausflüge fallen ihr als besonders eindrücklich ein, wenn sie zurückblickt. Theaterbesuche, Besichtigungen von Schlössern oder ein Besuch im Münchner Fußballstadion. Die Wünsche und Ideen für die Aktivitäten wurden bei regelmäßigen Bewohnerinnen-Besprechungen gesammelt. Ein besonderes Ereignis waren vom örtlichen Taxiunternehmen organisierte Ausfahrten mit Picknick in den Jahren 1971 bis 1974. Weil die Kolonne bis zu zehn Taxis einschloss, wurde sie einige Male sogar von der Polizei eskortiert.

„Wir sind gemeinsam älter geworden“ sagt Herta Schmidt mit Blick auf Klient*innen, die sie praktisch vom ersten Arbeitstag an begleitet hat. Dabei stand sie auch stets in einem intensiven Austausch mit Angehörigen. Nicht nur im Rahmen der jährlich abgehaltenen Angehörigennachmittage. Manche Angehörige luden die Gruppe auch hin und wieder zu sich in den privaten Garten ein. Dort wurde dann gegrillt, oder die Gäste wurden anderweitig verköstigt.

Im Jahr 2000 ging Herta Schmidt in Rente. Doch sie blieb der Habila weiterhin als Mitarbeiterin auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung erhalten. Zunächst auf ihrer bisherigen Wohngruppe, von 2016 an dann im neu eröffneten „Wohn.Haus AS 40“ in Markgröningen, in das einige Bewohner*innen mit ihr umzogen. Unter ihnen drei Klientinnen, die sie seit deren Jugendjahren begleitet hat. An Gesprächsthemen und gemeinsamen Erinnerungen fehlte es mit ihr also nie. Mit einem Fest wird Herta Schmidt noch offiziell verabschiedet von den Mitarbeitenden und Klient*innen der Habila, denen sie so lange die Treue gehalten hat.

| Stefanie Berger

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